Videokonferzen zur Corona-Zeit. Ein Einstieg.

Durch die Kontakteinschränkungen aufgrund von COVID-19 werden überall Videokonferenzsysteme notwendig. Insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen und Selbständige stellt dies eine neue Herausforderung dar. Auch gerade weil IT-Dienstleistungen einfach nicht zum Alltags- oder Kerngeschäft gehören.

Es gibt rechtliche Rahmenbedingungen, auf die ich hier nur flüchtig behandeln werde, auch stellt dieser Beitrag keine Rechtsberatung o.ä. dar. In Deutschland sind insbesondere das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) maßgeblich. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der IT bieten ein 175 seitiges Kompendium Videokonferenzsysteme an. Mit Blick auf kleine Gewerbe möchte ich einen kürzeren und verständlicheren Einblick geben.

tldr;

Geht die Faktoren durch, entscheidet anhand derer welches System geeignet ist und testet es einfach! Meine ad hoc Empfehlung ist Senfcall, das auf Big Blue Button aufsetzt und sich an die deutschen Datenschutzvorgaben hält. 😉

Wichtig bei der Auswahl eines geeigneten Systems sind vier Faktoren:

1. Einfache Verwendung/Usability

Das beste System nutzt nichts, wenn sie umständlich installiert werden muss und die grafische Oberfläche mit vielen Buttons einen wertvollen Kunden, der nicht jeden Tag am PC sitzt, verwirrt.

2. Wer muss wen sehen?

Reicht es, wenn z.B. die Trainerin im Verein Übungen vormacht und die Teilnehmer schauen zu? Oder muss der Arzt seinem Patienten auf die Nase schauen, um abschätzen zu können ob der Leberfleck gutartig ist oder nicht?

3. Wie viele Kommunizieren?

Viele Videosysteme gehen ab 8 Teilnehmern in die Knie, fast alle laufen stabil mit 5-6 Teilnehmern.

4. Werden besondere personenbezogene Daten ausgetauscht?

Nach dem Bundesdatenschutzgesetzt gibt es sogenannte „besondere Arten personenbezogener Daten“. Das sind etwa Gesundheitsdaten, Informationen über die rassische oder ethnische Herkunft, politische, religiöse, gewerkschaftliche oder sexuelle Orientierung. Spätestens wenn es um dieser Daten geht, sollte man sich weitergehend mit dem Themen BDSG und DSGVO beschäftigen und auf deutsche Lösungen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung setzen.

Videokonferenz-Empfehlungen

  • Wenn es nicht notwendig ist, dass jeder jeden sehen muss, aber die Sprachqualität gut sein soll, dann lassen Sie es mit dem Video. Es gibt viele gut funktionierende kostenlose Telefonkonferenz-Tools. Man kann sich einfach mit einer Nummer übers Festnetz oder Handy einwählen. Das kriegt jeder hin. Beispiel: meebl.de
  • Oder kombinieren Sie ein Telefonkonferenz-Tool mit einer Videokonferenz. So können Sie auch zu Beginn noch Hilfestellungen geben, wenn etwas nicht klappt.
  • Wenn Sie etwas vorführen wollen, nutzen Sie ein Streaming-Tool. Das funktioniert wie Fernsehen: Sie machen die Show, und Hunderte können zusehen und in einem Chat dazu schreiben. Nachteil ist, dass diese Dienste meist öffentlich streamen – und meist sind die Vorführungen nicht für jeden im Internet gedacht. Tools dafür sind Vimeo, Twitch oder Youtube. Ein Beitrag von mir dazu.
  • Wenn Sie in Gefahr laufen, mit personenbezogenen Daten zu hantieren, nutzen Sie Ende-zu-Ende verschlüsselte Software, die für den deutschen Markt entwickelt wurde. Platzhirsch ist hier Blizz von dem deutschen Unternehmen Teamviewer.
  • Ein anderes Werkzeug mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist Signal. Allerdings kann nur die Handy-App Videokonferenzen durchführen, die Desktop-App ist noch nicht so weit. Signal wird u.a. von Edward Snowden empfohlen.
  • Ciscos Web Ex und Microsofts Skype sind beides Tools, deren DSGVO-Tauglichkeit wohl angezweifelt werden kann – die aber eine stabile Verbindung auch bei mehr als 10 Teilnehmern bieten. Beide sind während der Corona-Krise kostenlos nutzbar. Skype auch vorübergehend ohne Installation nur im Browser über die Gast-Funktion. Bei vielen Teilnehmern ohne Austausch personenbezogener Daten ist das eine Option.
  • Jitsi ist ein Open-Source-Tool, mit dem sich Videokonferenzen einfach und sicher im Browser realisieren lassen. Datenschutzkonform, aber (noch) ohne End-to-End-Verschlüsselung. Kuketz hat dazu eine Anleitung geschrieben, allerdings ist es für den Endnutzer so einfach, dass ich hier einfach direkt zwei Instanzen zum testen verlinke: kuketz-meet.de und jitsi.fem.tu-ilmenau.de. Leider hatte ich bei mehreren Versuchen Probleme, wenn mehr als sieben Personen teilgenommen haben. Daher leider nur eine eingeschränkte Empfehlung für Jitsi. Für technisch versierte aber bestimmt ein spannendes Thema (auch zum testen auf einem eigenen Server).
  • Dass Zoom nicht als sichere Option gilt, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben.

Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Schreiben Sie in die Kommentare oder schicken Sie mir eine E-Mail:
info@imsoftware.de – weitere Kontaktdaten

PS: Noch ein empfehlenswerter Kommentar zum Datenschutz.

PSS: Das IT-Nachrichtenportal Golem hat einen älteren Kurztest mit einigen der hier genannten Konferenztools.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert