Es ist späte Montagnacht und ich bin gerade von meinem ersten Voraushelfer-Einsatz heimgekehrt. Im Kreis Offenbach können sich Menschen, die beispielsweise ehrenamtlich bei einer Hilfsorganisation Sanitäter sind oder einen anderen medizinischen Hintergrund haben, sich als Voraushelfer registrieren und ausbilden lassen. Man wird alarmiert, wenn in „fußläufiger Nähe“ jemand droht zu sterben und etwa dringend eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig ist.
Vor ein paar Minuten war nun die erste Alarmierung. Ich kenne Einsätze z.B. aus dem normalen Rettungsdienst wo man auf der Wache sitzt, aus der Gefahrenabwehr bei der DLRG wo der Melder geht und man über die Wache dann zum Einsatz fährt, auf einer Wasserrettungsstation oder beim Sanitätsdienst.
Voraushelfer sein ist ein anderes Gefühl: Zuhause geht das Handy los und man erfährt nur den Ort, kein Einsatzstichwort. Im Hinterkopf weiß man: Wenn ich als Voraushelfer alarmiert werde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Person nicht mehr atmet. Man bereitet sich gedanklich auf eine Wiederbelebung vor. Zudem ist die Person maximal 1.000 Meter entfernt. Man läuft los…
Während wir im Rettungsdienst oder der Wasserrettung eine persönliche Schutzausrüstung tragen, trägt der Voraushelfer keine „Rüstung“, er hat einen kleinen Rucksack und eine Weste, das wars.
Während meinem ersten Einsatz durfte ich nun knapp die maximale Entfernung fahren. Kurz nach meiner Ankunft ging, noch bevor ich sicher war, welche Haustür es ist, diese auf. Der Patient war direkt im Eingangsbereich und schnell hatte ich mich versichert, dass er atmet. Zwei Minuten später hörte ich bereits das Martinhorn. Diesmal ist es gut gelaufen.
Um das Ganze einzuordnen: Der „emotionale Abdruck“ erinnert stärker an die Situation, wie wenn man beispielsweise zu einem Verkehrsunfall kommt oder eine fremde Person neben einem zusammen klappt/einen Schock bekommt, als an die Einsätze der Hilfsorganisationen. Dennoch halte ich persönlich die Einbindungen der HiOrgs für dringend geboten, da dadurch sichergestellt ist, dass es ein erfahrenes Umfeld gibt, das bei belastenden Situationen helfen kann. Direkt nach dem Einsatz gibt es eine (freiwillige) Umfrage, zu den Inhalten des Einsatzes und der persönlichen Belastung, ebenfalls ein wichtiger Baustein.
Die lebensrettenden Handlungen, die ich bei der Person hätte machen können, lernt man in jedem Erste-Hilfe-Kurs, bzw. dann noch weitere z.B. bei der Ausbildung zum Sanitäter. Anschauen, ansprechen, anfassen, Atemkontrolle und so weiter. Die Basics sind einfach zu lernen.
Daher die Aufforderung: Mache mal wieder ein Erste-Hilfe-Kurs. Am besten alle zwei Jahre oder sprich uns bei der DLRG an: seligenstadt.dlrg.de